Eine besondere Weihnachtsgeschichte
Vor rund 20 Jahren erlebte ich diese Geschichte, die ich euch hier nun erzähle.
Ich lebte damals im Markgräflerland südlich von Freiburg mit meiner damaligen Frau Monika in einem schönen Haus mit verstecktem Grundstück. Wir hatten einen Hund und immer einige Katzen. Nachdem einige Zeit vorher wieder eine unserer Katzen zu weit streunte und überfahren wurde, las ich in einer Zeitung „junge Katzen abzugeben“. Wir fuhren hin und suchten zwei hübsche Kater aus. Ich entschied mich für den graugetigerten Florian und Monika für den schwarzweißen Felix.
Wir hatten mit beiden viel Freude und sie waren unsere Lieblinge, neben unserer etwas älteren Kätzin Pummel, die sich mit ihrer weißen Schwanzspitze immer in Sicherheit bringen musste. Denn für die beiden spielsüchtigen Katern war so eine erregt hin und her tanzende weiße Schwanzspitze ein wunderbares Jagdspielzeug, wahrscheinlich in deren Phantasie eine Beute, die es zu fangen gilt.
Diese beiden Brüder waren ein inniges Paar, liebten und schmusten miteinander wie ein „schwules Paar“. Ein „Herz und eine Seele“ ! Während Florian etwas tolpatschiger war und ich ihn aus mancher misslichen Situation befreien musste, war Felix der elegante Seiltänzer, der täglich etwas mehr riskierte. Als beide dann immer öfters getrennte Wege gingen, fing Felix leider zum Streunen an und wurde eines Tages überfahren. Der Kummer von Florian war groß und er vermisste seinen Bruder sehr.
Nun weis ich nicht ob es ein Jahr oder ein halbes Jahr später war, was ich nun erlebte. Mein Gedächtnis lässt mich da nun im Stich. Aber es ist nicht so wesentlich.
Ich betrieb damals in Bad Krozingen meine -galerie arche 2000- in der Litschgi-Passage. Diese liegt etwas abseits vom Zentrum etwas zurückgesetzt von der Hauptstraße und die Kunden können dort trockenen Fusses einkaufen, durch ein Vordach geschützt, unter dem es immer etwas hallte.
Nun saß ich kurz vor Weihnachten allein in meiner Galerie und wartete auf Kunden, als ich draußen ein lautes bestimmtes Miauen hörte, was unter dem Vordach besonders laut schallte. Ich öffnete meine Glastüre und vor mir stand ein schwarzweißer Kater. Ich sprach ihn an und schnurstracks rannte er in die Galerie auf den dort plätschernden Zimmerbrunnen zu und löschte einen großen Durst. Dann lies er sich kraulen und legte sich auf einen bequemen Sessel und schlief ein. Ich nannte ihn spontan Noah, weil er zu mir in die Arche gekommen war.
Als es nun Mittag wurde überlegte ich, was ich mit ihm machen solle. Allein in der Galerie lassen war mir zu riskant und ihn wieder aussetzen wollte ich nicht. Also setzte ich ihn in mein Auto und nahm ihn mit nachhause.
Wenn ich sonst eine neue Katze mitbrachte, fremdelten diese für einige Tage und es gab Anpassungsschwierigkeiten mit den Anderen. Nicht so bei Noah. Er rannte schnurstracks zum Futternapf und mampfte alles leer, sauste die Treppe hoch und begrüßte die anderen Katzen so, als würde er sie schon ewig kennen. Er wußte wo das Katzenklo steht und welches das Katzensofa war. Die anderen reagierten etwas verwundert, aber fast ohne Scheu. Er kam, sah und siegte! Nach nur wenigen Tagen waren Noah und Florian die dicksten Freunde, so wie vorher Felix und Florian. Es war verblüffend und auch Pummel akzeptierte ihn sofort und mit meinem Hund arrangierte er sich schnell.
Da dies vor Weihnachten war und ich nicht wollte, daß irgendwo ein Kind sehr traurig war, hängte ich überall Zettel auf, um die vorherigen Besitzer zu finden. Aber es meldete sich niemand!
So lebte nun Noah einige Monate in unserer Gemeinschaft, so als würde er schon immer dazugehören. Er schmuste mit Felix so wie zwei „schwule Brüder“ und er hatte fast die gleichen Verhaltensmuster und Fellmusterung wie Felix. Es war verrückt, so als wäre Felix wiedergeboren und zu seinem Bruder zurückgekehrt.
Aber nach ein paar Monaten war er wieder verschwunden. Er ging so plötzlich wie er kam und wir haben trotz intensiver Suche nie wieder etwas von ihm gehört.
Peter B.