Wie ich Leibwächter wurde.
In der Zeit um 1990 herum veranstaltete ich einen Künstlermarkt im Pfalzbau Ludwigshafen und begann am Freitagnachmittag den Veranstaltungssaal vorzubereiten. Dazu stand ich mit Wohnmobil und Anhänger voll Stellwänden vor dem Pfalzbau.
Am gleichen Tag war abends eine Geburtstagsfeier von Helmut Kohl und eine Sicherungsgruppe der Bundespolizei begann den Platz mit Zaungittern zu begrenzen. Da ich innerhalb der Sicherungszone stand, bekam ich einen Ausweis, der mir gestattete im Pfalzbau mich frei zu bewegen und bekam damit auch Zutritt zur abendlichen Geburtstagsfeier. Dort standen im Foyer Stehtische und es gab Pfälzer Wein und Brezeln auf den Tischen. An einem Stehtisch tänzelte Helmut Kohl wie ein „Preisboxer“ hin und her, während er sich mit einzelnen Personen unterhielt. Hannelore Kohl entschied, wer zu ihm hin durfte und wer nicht. Sie liess förmlich die „Puppen“ tanzen.
Mit meinem Ausweis konnte ich mich an einen Tisch in der Nähe stellen und zuhören. Alle dachten ich gehöre zu seinen Leibwächtern. Es war überaus interessant mitzuerleben welche Arschkriecher sich ihm schleimend anbiederten. Besonders ein Münchner Professor, der später auch noch einen grausam langen Vortrag hielt. Um in die Nähe der Macht zu kommen, schleimte dieser Lobhudeleien am laufenden Band. Alle atmeten auf, als er schliesslich seinen Mund hielt. Der einzig fundierte Redner war der Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser mit einem kurz gehaltenen Vortrag, dem wirklich Respekt gebiert. Dieser hatte sichtlich ein freundschaftliches Verhältnis zu Helmut Kohl..
Bei diesem Anlass zufällig „Mäuschen“ sein zu können, war ein besonderes Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich, der zufällige Leibwächter eines mächtigen Mannes, der mich zweimal kurz prüfend anblickte und sich sichtlich wohl fühlte, das ich lange Latte in seiner Nähe stand.
Peter Burger