Winter an der Algarve

Berichte, Geschichten, Links, Infos

Winter an der Algarve

Beitragvon Peter » 30.08.2010, 17:10

Winter an der Algarve

Am Barril ein Stellplatz mit vielen Womos. Seitlich stehen einige originelle Selbstausbauerwohnbusse. Ich habe mich zu denen gestellt, lauter lustige Typen aus Deutschland. Einer ist mit Frau und Allradfahrzeug schon bald zehn Jahre unterwegs. Frührentner mit nur noch Telefon und Postadresse bei Freunden im Norden der Heimat. Die Beiden waren damit schon ist halb Afrika unterwegs, tragen in ich eine Ruhe und Gelassenheit welche bewundernswert ist.
Daneben ein Pärchen in einem umgebauten Militärtank der ehemaligen DDR-Volksarmee. Sie renovieren derzeit Häuser von Deutschen an der Algarve. Ein Anderer bastelt gerade an der Innenverkleidung seines Fahrzeugs.
Am Abend sammeln wir Holz und machen ein Lagerfeuer. Jeder gibt etwas leckeres dazu, Wein, Käse, Grillwürstchen, ... . Ich habe frisches Vollkornbrot eines deutschen Bäckers aus Lagos dabei und Philadelphia-Streichkäse. Freudig wird meine Gabe genommen, nach viel Weissbrot eine willkommene Abwechslung.
Einer packt sein Gitarre aus, ich mache meinen Laptop an und lese daraus einige meiner neusten Gedichte vor, welche mir unterwegs zugefallen sind.
Ein poetischer Abend mit lieben Menschen am Lagerfeuer. Daneben gluckert das Meer, das sich in der Ebbe gerade vom Land zurück zieht.
Die anderen Womos haben schon fast alle dunkel, während wir noch ins Feuer blicken und Reiseerinnerungen austauschen. Eine verschworene Gemeinschaft für eine Nacht. Am nächsten Tag löst sich das Lager auf und zurück bleiben nur die Womos und ich alleine am Rande des Platzes.

Ein Tiroler sitzt vor seinem Womo und schnitzt Hergottsfiguren und geschmeidige Delphine, das saarländische Paar macht eine Radtour. Der achtzigjährige Peter aus München wird von zwei alleinreisenden Frauen bemuttert, einer Stuttgarterin aus München und einer Belgierin mit lustigem Hund, einer aus meiner Region spricht mich an, da er am Kennzeichen mich erkannte. Er ist ein Rheumatiker, der dem feuchten deutschen Winter entfloh und erst nach Ostern wieder heimwärts fährt.. Viele Rentner welche in wärmeren Gefilden überwintern und dem Leben einen neuen Sinn abgewinnen. Besser so, als zuhause im Alltag zu ersticken. Dieses Reisen fordert jeden Tag etwas neu und ist doch geruhsam und ausgleichend zugleich.
Immer wieder entstehen neue lockere Gemeinschaften, da man sich immer wieder auf unterschiedlichen Plätzen trifft. Für Stunden oder Tage sich begegnet und dann wieder in der Freiheit der Strasse verliert.

Peter B.
Benutzeravatar
Peter
 
Beiträge: 380
Registriert: 30.08.2010, 16:40
Wohnort: LL

Re: Winter an der Algarve

Beitragvon Peter » 30.08.2010, 17:11

In einem Gespräch fiel mir eine besondere Begebenheit wieder ein.
Ich war 2000 über Weihnachten an der Algarve und am zweiten Weihnachtfeiertag suchte ich mir einen besonders schönen Nachtplatz und fuhr in eine Sackgasse nahe dem Meer. Als ich dies bemerkte und rückwärts wieder herausfahren wollte, kam ich mit einem Hinterrad nahe an den Abgrund und dieser brach ab und so hing das Rad frei in der Luft und das Mobil in leichter aber kritischer Schräglage.
Es dämmerte bereits und ich bat ein Liebespaar um Hilfe, was in der Nähe im Auto sass. Aber diese lehnten ab.
So stiess ich verzweifelt ein Stossgebet zum Himmel und blickte hilfesuchend um mich.
Wie aus heiterem Himmel tauchten plötzlich sieben einfach gekleidete Männer zwischen den Büschen auf, vermutlich Fischer, welche einen gemeinsamen Spaziergang beendeten. Sie sahen meine Notlage und packten sofort mit an. Ich hatte einen Unterstellkeil dabei, welcher aus einem abgeflachten dicken Holzbalken bestand und eine Handschaufel, mit der ich manchmal Pflanzen ausgrub. Mit diesen Hilfsmitteln und der Kraft von sieben kräftigen Männern, stand mein Mobil nach etwa 15 Minuten wieder auf sicherem Boden und ich atmete tief durch. Den Männern bot ich Geld zum Dank an, aber sie lehnten dies ab. Im Mobil hatte ich eine Schachtel mit Nürnberger Lebkuchen und als ich diese anbot, griff jeder neugierig zu, nahm sich je einen Lebkuchen und so zogen sie von dannen. Vermutlich war es deren erster Lebkuchen in diesem Leben und das zu Weihnachten. Wie sich Unglück und Glück doch manchmal wunderbar fügt.

P.B.
Benutzeravatar
Peter
 
Beiträge: 380
Registriert: 30.08.2010, 16:40
Wohnort: LL

Re: Winter an der Algarve

Beitragvon Peter » 30.08.2010, 17:12

Erlebte einen Sturm vor einigen Jahren an der Algarve. Stand mit meinem Womo zwischen Häusern halbwegs windgeschützt und leicht erhöht. Schaute, dass das Wasser an mir vorbeifloss und von den Dächern nichts auf mich runterfallen konnte. Stand so rund 36 Stunden und wartete auf das Abflauen. Dazwischen machte der Sturm eine kurze Pause. Da machte ich einen Rundgang zum Strand. Vor dem Casino türmte sich eine grosse Sanddüne auf und da keine Gäste im Casino waren, vergnügten sich die Artisten aus England im Freien. Sie speiten Feuer in den Wind. Diese Flammen wurden dadurch drei bis viermal so lang wie normal und der fliegende Sand glitzerte darin zauberhaft. So standen einige Leute da, sahen die Zerstörungen des Sturms an den Strandcafes, Bars, ...; Sahen Autos in Sandbergen verschüttet und Markisen durch die Luft wirbeln.
Nach dem Sturm hatte sich die Sanddünnung halbiert und den grössten Teil des Strandes hatte es weggerissen.
Benutzeravatar
Peter
 
Beiträge: 380
Registriert: 30.08.2010, 16:40
Wohnort: LL


Zurück zu Infos aus anderen Ländern + Reisegeschichten



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron