Spanische Landschaften

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Spanische Landschaften

Beitragvon Peter » 30.08.2010, 17:03

Mazarron, etwa 100 km nördlich von Almeria an einem Sonntag im November 2001:

Nach schwerem Regen, die Strassen und Plätze voll Seen, die Sonne wieder voll am Himmel steht. Ich parke in einer Seitenstrasse, einer Sackgasse hin zum Meer. Einige Hunde lungern herum und lauern auf Leckereien. Altes Brot interessiert sie nicht. Die Läden der Ferienhäuser sind fast alle geschlossen. Nur aus einem Haus dringt der Klang einer Gitarre, dem ich folge. Auf der Terrasse sitzt ein junger Mann und improvisiert typisch andalusische Weisen auf der Gitarre. Ich setze mich auf die andere Seite mit Blick aufs Meer, lasse mich von der Sonne wärmen und blicke in deren Reflektionen in den sanften Wellen. Traumhaft schön, nur das Meer, die Sonne und die tiefen rhythmischen Klänge des Mannes, der da meditativ versunken spielt. Ich bin Teil des Ganzen, ungestört durch andere Geräusche, selbst die Hunde hören mit. Nach einer Weile, waren es zehn Minuten oder eine Stunde, hebt er seinen Kopf und schaut mich an, so als würde er auftauchen aus einer anderen Welt. Wir nicken uns kurz höflich zu und ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Schon beginnen seine Finger wieder auf den Saiten zu tanzen und er kehrt zurück zu seiner Geliebten, die er da in seinem Schoss hält. Vorsichtig still ziehe ich mich zurück, dankbar Voyeur einer andalusischen Liebe gewesen zu sein, die mich verbunden mit Platz und Mentalität, mit der Seele eines Ortes, eines Volkes in dem Orient und Okzident sich vereinen.
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Re: Spanische Landschaften

Beitragvon Peter » 30.08.2010, 17:07

Quer durch Spanien in den Norden Portugals

Von Narbonne kommend, gibt es auf der Höhe Girona eine geschickte Umfahrung um Barcelona und Tarragona, wenn man quer durch Spanien nach Portugal will. Über Vic, Manrese nach Lerida führt ein gut ausgebautes Schnellstrassensystem und das dazu noch ohne Autobahngebühr. Ganz abgesehen davon, dass man sogar noch etwa 100 km Fahrtstrecke sich spart. Dann über die Autobahn oder Landstrasse bis Saragossa nach Soria am Duero, dem Quellfluss des Douro, der dann in Porto in den Atlantik fliesst. Weiter bis Aranda de Duero und Valladolid bis Zamora. Und nun kann man wählen ob man über Miranda do Douro oder Braganca das Dourotal abwärts fährt, durch unendliche Weinberge, wo der Portwein gedeiht.
Dieser weite Weg durch Spanien erzählt Geschichten mit dem Wind, der hier durchweht, den Staub aufwirbelt und weiter trägt, wo kleine Windhosen neben einem hertanzen und sich wieder auflösen. Weites Land in allen Farben, aber mehrheitlich braune oder rote Erde.
Einmal fand ich einen schönen Nachtplatz am Ufer des Duero und mit dem Sonnenuntergang verabschiedete sich eine exotische Vogelschar in die Nacht. Tausendfaches Gezwitscher ähnlich wie in großen Zoohandlungen, wo alle Arten zusammen reden, sich mitteilen in ihrer Welt. Am Flussufer vermengt mit dem plätschern und glucksen des Wassers, paradiesisch schön. Mit der Dunkelheit bleibt nur noch die Sprache des Flusses und wiegt hinein in tiefen Schlaf. Es war eine wunderbare Nacht, tief und klar.
Das Bergland um Zamora ist kahler und leer, viel Steine und doch große Weite. Ist wie Abschied aus Spanien und Eintritt in eine andere Welt. Und kaum hat man die Grenze überschritten fällt alles braune, triste ab. Hausfassaden in allen Farben springen einem entgegen und verkündigen Portugals bunte Seele. Selten ist ein Grenzwechsel so krass und Miranda do Douro ein Lichtblick nach vielen Kilometern staubiger Monotonie. Die Menschen im Norden Portugals und insbesondere am Douro sind freundlich und offen. Ein Einkauf in einem kleinen Supermercado in gebrochenem portugiesisch, die Frau bemerkt sofort unseren Ton und antwortet auf deutsch und freut sich über unseren Besuch. Sie lebte fünfzehn Jahre in Neu-Isenburg bei Frankfurt und seit ein paar Jahren sind sie heimgekehrt und haben mit ihren Ersparnissen den kleinen Laden sich aufgebaut. Wir werden bestens bedient und bekommen genug Tips für drei Wochen am Douro.
Als ich vor über 20 Jahren das erstemal über Braganca den Douro hinabfuhr, mit einem Wohnmobil auf dem "James Cook" stand, da winkten die Feldarbeiter und die Frauen in den Waschhäuschen hinter uns her. Ganz so jungfräulich ist es heute dort nicht mehr, aber die Offenheit und Freundlichkeit der Portugiesen in dieser Region überrascht mich immer wieder aufs Neue.
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Re: Spanische Landschaften

Beitragvon Peter » 30.08.2010, 17:07

Auf dem Weg von Valencia über Albacete und Linares nach Cordoba, kommt man hinter Albacete über hundert Kilometer durch eine schöne weite Landschaft voll mit Millionen an Olivenbäumen. So viele habe ich sonst noch nirgends gesehen. Soweit das Auge reicht, nur Olivenbäume !!!
Es fasziniert mich immer wieder aufs neue, wenn ich durch diese Landschaft fahre und ich habe sie bei schönem Wetter, bei Regen, bei starkem Wind, usw. erlebt und jedesmal war sie auf eine andere Weise schön.
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Re: Spanische Landschaften

Beitragvon Peter » 30.08.2010, 17:08

Wenn man von Vejer de la Frontera in Richtung Tarifa fährt und rechter Hand das Meer sieht, tauchen am Horizont die Konturen eines neuen Kontinentes auf. Zunächst nur wie ein schemenhafter Faden, wie eine Fata Morgana. Je näher man Tarifa kommt, sieht man mächtige Berge und sieht die Wand mit der Afrika beginnt. Es ist Marokko was da einem vor der Nase sich zeigt, zum Greifen nahe. Vor Tarifa gibt es kilometer lange Sandstrände, außerhalb der Hauptsaison leer und nahezu unberührt, so wie dies noch vor zehn / fünfzehn Jahren an der östlichen Algarve war.
Diese Meerseite vor Tarifa ist noch so eine unverbaute Lücke, wo man auf vielen Parkplätzen mit dem Wohnmobil direkt am Meer stehen kann, nur hinter sehr kleinen Sanddünen. Und vor einem das weite Meer und immer in Sichtweite Afrika.
Von Tarifa in Richtung Gibraltar fährt man über eine bergige verschlungene Strasse, entfernter vom Meer und doch näher an den Bergen von Marokko. Fast so, als läge da nur ein großer See dazwischen. Und doch trennt diese Meeresstraße zwei Kulturen, zwei Welten, zwei verschiedene Weltanschauungen, zwei Religionen die sich im Wege stehen seit den Kreuzzügen bis in unsere Tage.
In Tarifa die Fähre die beide Kontinente verbindet, die für den Austausch sorgt, das Nadelöhr der Vermischung zweier Kulturen. Auch noch Spanien und Brückenplatz zu Neuem.
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Re: Spanische Landschaften

Beitragvon Peter » 07.09.2010, 13:16

Spuren

Spuren im Sand
eines Lebens
welches beschritten
durch Zeit.

Entlang an den Ufern
des Meeres Weite
entstiegen der Urzeit
aller Lebensäonen.

Schritte bleiben sichtbar
begrenzende Zeit
bis Wellen des Meeres
verwischen in Unendlichkeit.

Ein Leben voll Spuren
im Sand der Endlichkeit
scheinbar sichtbar im Gestern
verloren in unendlich Zeit.


Peter Burger
23.5.2010
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Re: Spanische Landschaften

Beitragvon Peter » 17.09.2010, 17:06

Von Saragossa die Schnellstrasse nach Madrid, ist teilweise eine Fahrt wie im "Wilden Westen" und wenn der Wind ungünstig steht, dann wird man vom Gestank von Schweinemästereien eingenebelt. Eine weite Tour über eine Strasse, die teilweise dringend erneuert werden müsste und dann wieder gut ausgebaut ist. Weite Strecken geht es immer kerzengeradeaus.
Vor Madrid sollte man sich rechtzeitig die Strassenkarte ansehen, denn um Madrid werden nur Strassennummern, aber keine Zielorte angeben und da es dort oft Staus gibt, ist es ärgerlich wenn man verkehrt abbiegt. So wollte ich mal in Richtung Toledo, verwechselte die Nummern und war auf der Ausfallstrasse Richtung Badajoz. Wäre zurück gefahren, hätte dies wahrscheinlich eine Stunde zusätzlichen Stau bedeutet. Also studierte ich die Karte und entschied mich für eine andere Variante gen Algarve zu fahren und dies hat sich dann auch wirklich gelohnt. Denn die nun beschriebene Strecke ist recht wenig befahren über sehr gut ausgebaute Strassen durch eine wunderschöne weite Landschaft:
Vorbei an Talavera die E 90 weiter bis Merida. Hier fuhr ich von der Autobahn ab in Richtung Sevilla. In Zafra über N 435 R, die bestens ausgebaut ist in Richtung Huelva. Diese Strecke ist wirklich sehr schön zu fahren und die eigentliche Überraschung. Von Huelva ist es dann nicht mehr weit bis Ayamonte. Bis jetzt musste man noch durch viele Ortschaften hindurch, aber die neue Autobahn dürfte inzwischen fertig sein. Über die Brücke des Rio Guadiana und schon hat man Portugal erreicht. Früher gab es von Ayamonte nach Vila Real eine Fähre, die auch ihren Reiz hatte. Der Grenzfluss ist für Ruderer oder Kanuten immer noch sehr reizvoll, denn mit der Flut schiebt sich das Wasser 60 km landeinwärts. Wenn man die Gezeiten nutzt, kann man daher mit einem Boot sich weit ins Land hinein schieben lassen und bei Ebbe retour. Aber wehe man verpasst die Zeiten, dann hat man gegen diese Strömungen schwer anzukämpfen. Wenn man will kann man bis Mertola rudern und erlebt eine teilweise noch unberührte Natur. Mal geht man in Portugal, mal in Spanien an Land und kann sich von leckeren Früchten ernähren, die auf verwilderten Bäumen und Sträuchern entlang des Flusses wachsen.
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Re: Spanische Landschaften

Beitragvon Peter » 01.09.2011, 22:54

Peter hat geschrieben:Auf dem Weg von Valencia über Albacete und Linares nach Cordoba, kommt man hinter Albacete über hundert Kilometer durch eine schöne weite Landschaft voll mit Millionen an Olivenbäumen. So viele habe ich sonst noch nirgends gesehen. Soweit das Auge reicht, nur Olivenbäume !!!
Es fasziniert mich immer wieder aufs neue, wenn ich durch diese Landschaft fahre und ich habe sie bei schönem Wetter, bei Regen, bei starkem Wind, usw. erlebt und jedesmal war sie auf eine andere Weise schön.


Diese Strecke von Albacete aus bin ich oft gefahren und obwohl es eine lange Kurventour mit einer montonen Monokulturlandschaft ist, faszinierte sich mich immer wieder neu.
Manchmal hatte man das Gefühl sie ist unendlich.
Vor rund 25-30 Jahren suchte ich mit Wohnmobil mal einen Nachtplatz in Linares, was nicht einfach war. So stellte ich mich auf den gleichen Platz auf dem gerade ein Circo Roma gastierte. Aber das war nichts, denn von dort ging ein Höllenlärm aus und so flüchteten wir und fanden schließlich doch noch ein ruhigeres Plätzchen.
Am nächsten Morgen fuhr ich doch noch mal zu dem Circusplatz, weil dort eine Wasserstelle war, aus der ich Wasser fürs Wohnmobil tanken konnte. Ich ging über den Platz und schaute ins Zelt. Da war ein einziges Chaos, fast alle Stühle waren umgeworfen und überall lagen die Loszettel einer Lotterie herum und hunderte leerer Plastikbeutel, welche der Wind hin und her bewegte. Diese Lotterie war der nächtliche Höllenlärm und der Circus Teil einer lokalen Fiesta. Im Nachhinein habe ich es bereut, dass ich nicht ins Zelt geblickt und mir dieses Spektakel nicht angesehen habe. Ich glaube, da habe ich was ganz spezielles dieser Region versäumt.
Was mir auch noch in Erinnerung blieb, waren die sehr plattgefahrenen Reifen der Circustransporte. Sowas ging damals noch in Andalusien, aber in Catalonien hätten sie den sofort lahm gelegt.
Heute geht so etwas nirgends mehr in Spanien, aber damals gab es noch abenteuerliche Freiräume, welche eher nach Afrika passten, als nach Europa.
Damals fuhren junge Männer auch oft noch Rennen auf den Landstrassen und Tote waren an der Tagesordnung. Kannte damals einen erfolgreichen spanischen Unternehmer, dessen drei Söhne alle innerhalb weniger Jahre durch Autounfälle in Sportwägen ums Leben kamen. Nun ist sein Erbe ein Neffe, da alle seine Kinder ums Leben kamen. Und das war kein Einzelfall, denn ich hörte ähnliches aus anderen Unternehmerfamilien und die Väter waren machtlos und mussten zusehen, wie ihre hitzköpfigen Söhne alles riskierten.

Damals gab es aber auch noch andere Opfer auf andalusischen Strassen. Haufenweise tot gefahrene Hunde und Katzen, welche einfach am Strassenrand verwesten. Dazwischen humpelnde und dreibeinige Hunde. Es war ein furchtbarer Anblick und man fragte sich ob die Andalusier total gefühllos seien.
Anderseits überall brütende Störche auf den Dächern und Strommasten. Soviele Störche habe ich seitdem nie mehr gesehen. Das war ein seltsamer Kontrast!
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