Hermann Hesse

Interessante Gedanken und tiefe Erkenntnisse welche berühren

Hermann Hesse

Beitragvon Peter » 27.09.2010, 02:25

Siddhartha sah ihn eilen, ...

"Zum Ziele strebte der Fluss, Siddhartha sah ihn eilen, den Fluss, der aus ihm und den Seinen und aus allen Menschen bestand, die er je gesehen hatte, alle die Wellen und Wasser eilten, leidend, Zielen zu, vielen Zielen, dem Wasserfall, dem See, der Stromschnelle, dem Meere, und alle Ziele wurden erreicht, und jedem folgte in neues, und aus dem Wasser war Dampf und stieg in den Himmel ward Regen und stürzte aus dem Himmel herab, war Quelle, ward Bach, ward Fluss, strebte aufs neue, floss aufs neue. Aber die sehnliche Stimme hatte sich verändert. Noch tönte sie, leidvoll, suchend, aber andre Stimmen gesellten sich zu ihr, Stimmen der Freude und des Leides, gute und böse Stimmen, lachende und trauernde, hundert Stimmen, tausend Stimmen.
Siddartha lauschte. Er war nun ganz Lauscher, ganz ins Zuhören vertieft, ganz leer, ganz einsaugend, er fühlte, dass er nun das Lauschen zu Ende gelernt habe. Oft schon hatte er all diese gehört, diese vielen Stimmen im Fluss, heute klang es neu. Schon konnte er die vielen Stimmen nicht mehr unterscheiden, nicht frohe von weinenden, nicht kindliche von männlichen, sie gehörten alle zusammen, Klage der Sehnsucht und Lachen des Wissenden, Schrei des Zorns und Stöhnen der Sterbenden, alles war eins, alles war ineinander verwoben und verknüpft, tausendfach verschlungen. Und alles zusammen, alles Gute und Böse, alles zusammen war die Welt. Alles zusammen war der Fluss des Geschehens, war die Musik des Lebens. Und wenn Siddhartha aufmerksam diesem Fluss, diesem tausendstimmigen Liede lauschte, wenn er nicht auf das Leid noch auf das Lachen hörte, wenn er seine Seele nicht an irgendeine Stimme band und mit seinem Ich in sie einging, sondern alle hörte, das Ganze, die Einheit vernahm, dann bestand das große Lied der tausend Stimmen aus einem einzigen Wort, das hieß OM, die VOLLENDUNG..............."
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Re: Hermann Hesse

Beitragvon Peter » 27.09.2010, 02:26

„Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr! Nämlich so: eine Wahrheit lässt sich immer nur aussprechen und in Worte hüllen, wenn sie einseitig ist. Einseitig ist alles, was mit Gedanken gedacht und mit Worten gesagt werden kann, alles einseitig, alles halb, alles entbehrt der Ganzheit, des Runden, der Einheit.“

„Die Welt selbst aber, das Seiende um uns her und in uns innen, ist nie einseitig.“

„Die Welt ist nicht unvollkommen, oder auf einem langsamen Wege zur Vollkommenheit begriffen: nein, sie ist in jedem Augenblick vollkommen, alle Sünde trägt schon die Gnade in sich, alle kleinen Kinder haben schon den Greis in sich, alle Säuglinge den Tod, alle Sterbenden das ewige Leben. Es ist keinem Mensch möglich, vom anderen zu sehen, wie weit er auf seinem Wege sei...“

Aus „Siddharta“ von Hermann Hesse.
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Re: Hermann Hesse

Beitragvon Peter » 27.09.2010, 02:26

Weg nach Innen

Wer den Weg nach innen fand,
Wer in glühndem Sichversenken
Je der Weisheit Kern geahnt,
Daß sein Sinn sich Gott und Welt
Nur als Bild und Gleichnis wähle:
Ihm wird jedes Tun und Denken
Zwiegespräch mit seiner eignen Seele,
Welche Welt und Gott enthält.

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Re: Hermann Hesse

Beitragvon Peter » 27.09.2010, 02:26

Wenn wir einen Menschen hassen,
so hassen wir in seinem Bild etwas,
was in uns selber sitzt.

Was nicht in uns selber ist,
das regt uns nicht auf.


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Re: Hermann Hesse

Beitragvon Peter » 27.09.2010, 02:27

Man muss das Unmögliche versuchen,
um das Mögliche zu erreichen.

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Re: Hermann Hesse

Beitragvon Peter » 27.09.2010, 02:27

Der Mann von fünfzig Jahren

Von der Wiege bis zur Bahre
Sind es fünfzig Jahre,
Dann beginnt der Tod.
Man vertrottelt, man versauert,
man verwahrlost, man verbauert
Und zum Teufel gehn die Haare.
Auch die Zähne gehen flöten,
Und statt daß wir mit Entzücken
Junge Mädchen an uns drücken,
Lesen wir ein Buch von Goethen.

Aber einmal noch vor’m Ende
Will ich so ein Kind mir fangen,
Augen hell und Locken kraus,
Nehm’s behutsam in die Hände,
Küsse, Mund und Brust und Wangen,
Zieh ihm Rock und Höslein aus.
Nachher dann in Gottes Namen
Soll der Tod mich holen. Amen

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Re: Hermann Hesse

Beitragvon Peter » 27.09.2010, 02:28

Man hat die Schicksale, die man hervorruft
und die zu einem passen.

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Re: Hermann Hesse

Beitragvon Peter » 27.09.2010, 02:28

Das Paradies pflegt sich erst
dann als Paradies zu erkennen zu geben,
wenn wir aus ihm vertrieben sind.

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Re: Hermann Hesse

Beitragvon Peter » 27.09.2010, 02:29

"Ein jeder Mensch hat seine Seele, die kann er mit keiner anderen vermischen. Zwei Menschen können zueinander gehen, sie können miteinander reden und nah beieinander sein. Aber ihre Seelen sind wie Blumen, jede an ihrem Ort angewurzelt und keine kann zu der anderen kommen, sonst müßte sie ihre Wurzel verlassen, und das kann sie eben nicht. Die Blumen schicken ihren Duft und ihren Samen aus, weil sie gern zueinander möchten; aber daß ein Same an seine rechte Stelle kommt, dazu kann die Blume nichts tun, das tut der Wind, und der kommt her und geht hin, wie und wo er will."

Hermann Hesse aus: "Meine Erinnerung an Knulp"

* * *

Hier noch ein Link-Tipp:

http://www.hesse2002.de

Die Stadt Calw feierte 2002 den 125. Geburtstag ihres berühmten Sohnes mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm. Wissenswertes über die
zahlreichen Veranstaltungen zum "Hermann-Hesse-Jahr 2002" in Calw
kann man hier nachlesen...
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Re: Hermann Hesse

Beitragvon Peter » 27.09.2010, 02:29

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

November 1905
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