Lechleiche

... was den Tag erhellt und uns schmunzeln lässt.

Lechleiche

Beitragvon Peter » 02.05.2013, 14:28

Kurzkrimi, anlässlich eines Krimiwettbewerbs der VHS Landsberg/Lech geschrieben:

Lechleiche

Mitte September früh am Morgen stehen viele Leute auf der Lechbrücke, es werden ständig mehr, bis aus der Polizeiwache in der Katharinenstrasse zwei Polizeibeamte dazu gerufen mit Blaulicht ankommen. Denn kurz vor dem Wehr treibt eine nur spärlich bekleidete Frauenleiche im seichten Wasser. Bevor sie der Sog des Wehrs erreicht, ziehen die beiden Polizisten sie ans Ufer. Wenig später wird das Terrain mit rotweissen Kunststoffbändern von weiteren Polizisten gesichert. Vergeblich versuchen sie die Leute auf der Brücke zum Weitergehen zu bewegen. Die Neugierde ist grösser.
”Bring ein Tuch”, ein älterer Polizist hat die Leitung der provisorischen Tatortsicherung übernommen. Wenig später bedeckt es die Leiche und damit auch die Neugier auf der Brücke. Der Blick auf die Uhr motiviert den Weg zur Arbeit oder Schule fortzusetzen. Langsam kehrt Normalität ein, bis nach über einer Stunde Kriminalobermeister Sepp Lechner mit seinem etwas jüngeren Kollegen Walter Brandner dazukommt, welche von ihrer Dienststelle in Fürstenfeldbruck gerade auf dem Weg nach München waren. Lechner ist gebürtiger Landsberger und wurde daher einfach umgeleitet, als er zu einer Fachbesprechung fuhr.
Lechner hebt das Tuch, sieht die Frau, welche nur mit einem durchsichtigen Unterhemd bekleidet ihn mit starren Augen anblickt. Sie kann nicht allzulange im Wasser gelegen haben und wirkt anregend sexy auf Männeraugen, da ein kräftiger Busen aus dem Hemd ragt und man in ihrem Gesicht noch einen stark aufgetragenen Lippenstift sieht. Lechner deckt die Leiche wieder zu. ”Ist die Gerichtsmedizin verständigt? Spurensicherung,
wird nicht viel bringen. Die Obduktion sicher mehr. Habt ihr schon ein gutes Foto gemacht?” Lechner hat in seinem dreissigjährigen Berufsleben schon viele Leichen gesehen. Er kann damit nüchtern umgehen. Aber diese Frau hatte einen schönen Körper und wirkt in ihrem nassen Tod noch erotisch anziehend. Er erschrickt förmlich darüber und überlegt, woher er dieses Gesicht kennt. Irgendwo muss ihm diese vierzig bis fünfzig Jahre alte Frau schon begegnet sein. Hier kann er im Moment nicht mehr viel tun, bespricht mit den Kollegen der Schutzpolizei die weitere Vorgehensweise. "Wer birgt die Leiche, Feuerwehr oder THW?" Im Revier in der Katharinenstrasse wird ihm ein freies Dienstzimmer zugeteilt. ”Wann kommt endlich ein Gerichtsmediziner? Wer hat denn derzeit Dienst”. Mürrisch blickt er auf die Uhr, sie zeigt kurz nach Acht. Er sollte jetzt in München sein. Ärgerlich, aber er benötigt die erste Augen-scheinnahme des Pathologen und den Todeszeitpunkt. Denn die Presse ist auch schon da, der Lokalredakteur des Landsberger Tagblatt hatte die bedeckte Leiche fotografiert und will mehr wissen. Lechner informiert vorsichtshalber die zuständige Staatsanwaltschaft in Augsburg, denn bei einer fast unbekleideten Leiche ist Sexualmord ein naheliegender Verdacht.
Der Kollege Brandner schaut ihn an und bringt ihm stillschweigend eine Tasse Kaffee. Es ist mal wieder anders gekommen als geplant. ”Mord oder Unfall, was denkst du” fragt Brandner. Lechner zuckt mit der Schulter, ”ich weiss nicht, aber woher kenne ich Frau?”. Da klopft es an der Türe und eine junge Kollegin tritt ein und sagt zu Lechner, ”ich habe gerade das Foto von der Frau gesehen, die ist von Pitzling, die haben wir vor drei Wochen besucht und eine Aussage von ihr aufgenommen.” Lechners Kopf wacht auf, ”aus Pitzling. Um was ging es bei der Vernehmung?” Die Polizistin, ”um einen Spanner der am späten Abend im Garten stand und in ihr Schlafzimmer starrte.”
Ein anderer Polizeibeamter steht hinter der Polizistin, ”das wird der Gleiche sein, der auch schon in anderen Ortsteilen Frauen erschreckte. Ganz in schwarz gekleidet mit einer Gesichtsmaske. Da gibt es mehrere Aussagen aus den letzten Jahren, aber bis jetzt haben wir diesen Krüppel nicht erwischt.”
”Dem müssen wir nachgehen. Denn wenn die Presse das erfährt, gibt es Panik bei den Landsbergerinnen. Das muss vorläufig unter uns bleiben. Wo bleibt bloss der Mediziner? Gebt uns Namen und Adresse der Frau, da fahren wir gleich hin.”
Als sie das Büro verlassen, kommt ein junger Mann entgegen. ”Grüss Gott Herr Lechner, mein Chef ist verhindert, er schickt mich. Habe die Frau mir angesehen, kann nicht viel sagen, denn bei der niedrigen Wassertemperatur ist der Körper stark ausgekühlt. Aber am Hals sind geringe Druckspuren, könnten Würgemale sein. Genaues kann erst nach der Obduktion gesagt werden. Am Nachmittag ist der Chef retour.” ”Also wird es Abend bis wir mehr wissen”, murmelt Lechner unzufrieden.
In Pitzling fahren sie den steilen Berg hinab ”wer schlechte Bremsen hat, landet gleich im Friedhof” frotzelt Brandner und Lechner erinnert sich an Heufuhrwerke in seiner Kindheit, welche hochbeladen in der Kurve zum Altdorf umkippten.
Er biegt vor der Friedhofsmauer links ab in Richtung Neudorf.
Vorbei am Schulhaus und dann links bis er weit hinten vor einem unscheinbaren Haus mit dicht bewachsenen Garten steht, die Gartentüre ist leicht angelehnt, aber trotz mehrmaligen Klingeln öffnet niemand. Brandner geht ums Haus, klopft vergeblich an ein Fenster. Eine Nachbarin schreit über den Zaun ”was willscht du, da ist niemand da”. Er geht bis zur Dornenhecke vor dem Zaun. Sepp Lechner kommt grüssend dazu. Leichtzüngig geschwätzig beantwortet die Frau alle Fragen. So erfahren die Kriminaler das in der letzten Zeit schon mehr Männer ums Haus geschlichen sind. ”Aber sie ist selber schuld. Läuft halbnackt herum und nachts bei hellerleuchtetem Fenster dazu”, der Lebenswandel der Frau gefällt ihr sichtlich nicht. ”Haben sie gestern was gesehen, gestern abend?” fragt Brandner. Sie hat alles beobachtet. ”Die hatte wieder einen Lover, der kam mit einem silbernen Mercedes, parkte vor unserer Einfahrt. ”Wie sah der Besucher aus, kennen sie den?” fragt nun Lechner ganz direkt. ”Nein, der war zum ersten mal hier, hatte ein Kennzeichen OA oder OAU oder so ähnlich.” Brandner hakt sofort nach ”OA oder OAL ? Was war noch auf dem Kennzeichen”. Die Frau überlegt kurz, ”OAL-SX und dann noch drei oder vier Zahlen, waren zwei Nullen dabei.” Mehr fällt ihr nicht mehr ein. Erst als Lechner eine Personenbeschreibung will wird die Frau hellhörig und will wissen was los sei. ”Ist der Melling was passiert?” Lechner vorsichtig beruhigend. ”Sind Routinefragen, da wir eine Anzeige wegen einem Spanner bearbeiten”, er will auf keinen Fall das die Frau zum Sprachrohr für diese Neuigkeit wird. Wer so gesprächig ist, verbreitet alles in Windeseile. Durch eine weitere Zwischenfrage erfahren sie, das Hannelore Melling in ihren eigenen roten Sportflitzer stieg und dem dun-kelhaarigen Mann im Mercedes hinterher fuhr.
Auf die Frage ob die Nachbarin den Spanner auch schon mal bemerkt habe, verneint diese klar, ”wir machen nachts die Rolläden zu, da kann keiner reinschauen. Aber andere im Dorf haben ihn gesehen. Scheint ein sportlicher junger Kerl zu sein, denn er hechtet über die Zäune wie ein Hirsch.” Einer im Dorf hat den Spanner fast erwischt. Dieser hat in seinem Garten Bindfäden gespannt und dadurch herausgefunden an welchen Stellen dieser über dessen Zaun sprang. Lechner und Brandner fahren da gleich noch hin. Sie haben Glück und das folgende Gespräch bleibt für beide Kriminaler nicht ohne Humor. Denn als der clevere Mann den regelmässigen Rhythmus des Spanners heraus fand und er die Stelle in seinem Garten kannte, sammelte er im letzten Herbst dort einen Laubhaufen an und legte einen Rechen verdeckt darunter, aber mit den Zinken nach oben. Eines Abends sass die Familie gerade vor dem Fernseher, als sie einen lauten Schrei hörten. Der Spanner war auf die Zinken des Rechens gesprungen und hatte den Stil gegen den Kopf bekommen. Denn als er mit Taschenlampe in den Garten leuchtete sah er eine schwankende schwarze Gestalt, welche mühsam über den Zaun flüchtete. Der Mann rief Nachbarn zur Hilfe und sie folgten der Spur des Spanners, welcher ins Dorf flüchtete, immer zwischen den Häusern, hinter dem Friedhof vorbei und dann die Dorfstrasse wechselnd zur ehemaligen Milchsammelstelle. Ein Nachbar hatte seinen Schäferhund dabei und der bellte immer wenn sie dem Kerl nahe kamen. Aber durch seine athletischen Sprünge über Zäune erreichten sie ihn nie ganz. Nun lief der hinauf zum Schloß Pöring und daran vorbei hinein in die Teufelsküche dem Wasserspeicher von Landsberg. ”Nun wurde es richtig unheimlich. Nachts bin ich da vorher noch nie gelaufen. Überall gluckern Wasserquellen, Nebelschwaden verdeckten teilweise die Sicht. Wir mussten sehr aufpassen, da der Weg nass und glitschig war. Ich verstehe nun warum das Teufelsküche heisst.” Trotzdem gelang es dem Flüchtenden auf den Fersen zu bleiben. Erst im Wildpark war er plötzlich verschwunden und der Hund an die Leine genommen war abgelenkt von den Düften der Wildsauen. ”Aber wir sind sicher, der Kerl ist aus Landsberg, der flüchtete heim. Seither hat er unsere Gärten nicht mehr betreten. Der Trick mit den Bindfäden ist der beste Beweis”.
Auf der Fahrt heimwärts zum Revier meint Lechner: ”Ich denke das sind zwei getrennte Vorgänge. Der Spanner und der Tod von Hanne Melling. Wir müssen den Mercedes ermitteln. Im Oberallgäu wird es hoffentlich nicht so viele Silberne mit SX und zwei Nullen geben. Ebenso brauchen wir das Autokennzeichen des Opfers. Wird zur Fahndung ausgeschrieben, vielleicht führt das zum Tatort.” Brandner schaut auf die Uhr. ”Schon nach Elf, die Zeit läuft davon.“ Vor dem Revier warten schon neun Reporter mit Kameras. Lechner lenkt das Auto zum Hintereingang. Die To-te im Lech hat sich in Windeseile verbreitet und nun muss bald eine Presseerklärung her. Aber sie wissen noch nicht genug und müssen den Obduktionsbescheid abwarten. Der vorläufige Pressetermin wird daher auf 18 Uhr festgesetzt.
„Haben die Kollegen im Oberallgäu schon mitgeteilt wieviele Autos zu dem Kennzeichen passen?” Kurz nach dieser Frage klingelt das Telefon und ein Kommissar ruft aus Kempten an. Brandner hebt ab und sagt zu Lechner; ”Der Kollege Kluftinger ist an der Leitung und der hat was für uns, aber er will mit dir direkt reden.” Lechner stellt die Telefonanlage auf Lautstellung, damit Brandner mithören kann. ”Hier Kluftinger, grias dich Sepp, hast eine Leiche und suchst ein Auto aus unserer Region. Die Kollegen haben euer Kennzeichen durch den Computer gecheckt. Hast Glück, da kommen nur fünf Schlitten in Frage, denn das Kennzeichen SX wird ist nur Wunschkennzeichen. Du bekommst gleich die fünf Sexbomber durch, aber nach eurer Personenbeschreibung passen nur Zwei. Willst selber herkommen oder soll ich es für euch übernehmen?” Lechner erfreut: ”Danke Al-fons, das wäre nett wenn du das übernehmen würdest, denn ich komme hier heute nicht weg. Befrage die Beiden wo sie gestern Abend waren, wann sie nachhause gekommen sind und bezogen auf die Frau warum diese hinterher fuhr und wohin. Er ist der wichtigste Zeuge, muss aber nicht automatisch der Täter sein. Und alles bitte streng vertraulich direkt an mich. Danke, schätze deine Hilfe sehr. Vielleicht kann ich mich mal revanchieren? Ein gutes Essen wäre dir auch recht. Gerne, soll Marianne wieder Kässpätzle machen? Ja, richte ihr Grüsse aus. Pfiad di.” Das Gespräch ist beendet und Brandner meint grinsend ”ein trockener Hund”. Lechner lacht befreit, ”ja, du kennst ihn noch nicht, ist ein ganz eigener Kollege, aber gut und ein lieber Mensch dazu. Ich lernte in auf einer Tagung in München kennen und er hat bei uns zu Abend gegessen und geschlafen. Marianne machte Leberkäs mit Spätzle mit viel Käse. Das hat ihm geschmeckt, ist sein Lieblingsgericht. Will er als Honorar! Ja der Kollege Kluftinger ist ein richtiger Allgäuer, etwas verschroben, aber hellwach mit einem guten Riecher. Den darf man nicht unterschätzen.”
Sie blicken auf die Uhr, es ist kurz nach Zwölf, keiner der Kollegen will unnötig aus dem Revier, denn nun stehen bereits über zehn Reporter vor dem Vorder- und Hintereingang. Mühsam. Was tun? Wer kennt einen Pizzaservice? Ein Landsberger Kollege sucht über sein Iphone einen örtlichen Pizzaservice und zeigt Lechner die ganze Auswahl. Ich nehme 27 Hawaii und einen Salat dazu. Frag wielange es dauert bis sie es liefern?”
Lechner zieht die Schuhe aus und legt sie Füsse hoch auf einen freien Stuhl. “Ist die Ausnüchtungszelle frei? So ein kleines Nickerchen täte jetzt gut.” Brandner hält in dem provisorische Büro die Stellung und tippt einen vorläufigen Fallbericht in seinen Laptop, die übliche Bürokratie. Prompt ruft der zuständige Staatsanwalt an, wo die Ermittlungen denn hinführen? Kurz vor Zwei wird der rote Sportwagen gefunden, steht hinter dem Zehnerhof direkt am Lech, fast in Blickweite zur gegenüberliegenden Teufelsküche. Ein Abschleppwagen ist schon unterwegs, um das Fahrzeug zu sichern. Es ist verschlossen. Etwas entfernt findet die Spurensicherung Frauenkleider und Schuhe, mehrere leere Flaschen alkoholischer Getränke, Strümpfe welche in den Ästen eines Baumes hängen, die Reste eines Lagerfeuers, leere Plastikbeutel und ein Männerhut. Brandner fuhr über Umwege hin, um die Reporter abzuschütteln. Lechner telefonierte gegen Vier mit dem Gerichtsmediziner. Dieser fand leichte Würgemale am Hals, viel Wasser in der Lunge und im Magen roch er Alkohol. ”Die Frau ist definitiv ertrunken, aber vorher hatte sie Sexualverkehr. Vermutlich wurde ihr ein Plastiksack über den Kopf gezogen und am Hals zugedrückt. Aber das ist mit Sicherheit nicht die Todesursache, sondern ist vermutlich Teil einer sexuellen Handlung gewesen.” Solche Sexspiele mögen man-che Frauen, wie Lechner aus einem früheren Fall wusste.
Er hatte die ganze Zeit gegrübelt woher er diese Frau kannte und nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Vor drei Jahren war er in Kur in Bad Wörishofen und da war auch diese Frau Melling. Er hatte sie damals beobachtet, wie sie sich an ver-schiedene Männer heran machte. Sie suchte ständig neue Bekanntschaften und das füllte seinen Kuraufenthalt mit kriminalistischen Beobachtungen aus. Kriminaler können nicht anders.
Etwa nur ein Unfall einer nächtlichen Party am Lech? Doch wer war der Allgäuer und welche Rolle spielte dieser bei dieser amorösen Liebesnacht. Er hoffte auf eine baldige Rückmeldung von Kluftiger. Nur der ist ein Handymuffel und so konnte Lechner seinen Kollegen nicht erreichen. Der Oberbürgermeister er-kundigte sich nach dem Stand der Ermittlungen. „Sollen wir die Pressekonferenz im Revier oder im neuen Rasthaus abhalten?” fragt Lechner. Der OB ist nicht begeistert und bietet dafür den Festsaal im alten Rathaus am Hauptplatz an. ”Dann hätten wir die Presse wenigstens an einem historischen Gebäude unserer Stadt, was einen positiven Nebeneffekt für die Stadt hätte.” Lechner stimmte gerne zu. Klar, das Rathaus mit der Fassade von Dominikus Zimmermann direkt an der Romantischen Strasse hat schon was und im Festsaal ist genug Platz für die stetig anwachsende Zahl der Pressevertreter, welche spektakuläre Schlagzeilen witternd aus allen Richtungen nach Landsberg kamen. "Wer hat das bloss so schnell verbreitet?"
Die Zeit ronn dahin. Die Spurensicherung hatte den Sportwagen untersucht, alles gesichert und fotografiert. Gerade beginnt eine Schreibkraft im Revier die Presseerklärung zu schreiben, da ruft Kempten wieder an. ”Sepp, es hat länger gebraucht, ein Reifen war hin, kruzifix noch mal und dann habe ich das Handy verlegt. Mit dem neumodischen Zeug kann es besser der Richi. Der Erste ist es nicht, aber beim Zweiten traf ich die Frau an, welche stinkwütend auf ihren Mann war. Denn er kam erst gegen Morgen mit dreckigen Klamotten heim, hat geduscht und ist gleich wieder weggefahren. Er ist ein Schwyzer und wollte nach Italien fahren, überraschend für seine Frau. An der Grenze hinter Füssen kam er in eine Routinekontrolle, wollte umdrehen und datschte dabei ein anderes Auto. Er fuhr einfach weiter, wurde aber schon nach wenigen Kilometern erwischt. Als die Kollegen von deiner Ermittlung erfuhren, hielten sie ihn fest. In Füssen bearbeitet das ein Fritz Zeitler?” Sepp Lechner dankt Kluftinger für dessen Bericht. Lechner ruft ein energisches Stop ins Nebenzimmer und verschiebt kurzerhand die Pressekonferenz um eine halbe Stunde.
Der Beamte in Füssen will gerade Feierabend machen. Er flucht als Lechner anruft und auf eine sofortige erste Befragung des Schweizers zu dem gestrigen Abend drängt. Widerwillig stimmte er zu, bei der Lechner per offene Telefonleitung mithören kann. Eigentlich verspricht er sich von der Befragung nicht viel. Aber schon nach den ersten Fragen zu dem amorösen Abend fängt der Schweizer zu weinen an und schluchzt, ”ich habe ihr nichts getan, sie war verrückt, verlangte irren Sex, wollte mit mir nackt über die Wiesen rennen und legte zwischen den Bäumen einen Strip hin. Zunächst war es lustig und wir tranken viel Bier und Schampus. Eine heisse Frau, süchtig krank nach perversem Sex, sollte sie mit Plastiktüten halb ersticken lassen, das geilte sie zusätzlich auf, danach war sie unersätt-lich. Im Suff lief sie wie in Trance fast nackt um das Lagerfeuer, heulend wie eine Indianerin. Mein Auto parkte leider in Landsberg, da sie vorher meinte das wäre besser. Nun liess sie mich nicht weg und ich war von ihren Launen abhängig. Mir wur-de es immer unheimlicher mit der Frau. Dann rannte sie zum Lech, um darin zu baden, nachts sei das wunderbar. Mich fror es und blieb am Lagerfeuer sitzen. Ich hörte sie ins Wasser springen, dort johlen, sie rief nach mir und dann war es plötzlich still. Ich ging zögerlich zum Fluss, es war stockdunkel. Sie war nirgends zu sehen, antworte nicht auf mein Rufen. Ich wollte Hilfe holen, aber mein Handy war in meinem Auto und ihren Autoschlüssel suchte ich vergeblich. Zu Fuss rannte ich den weiten Weg entlang des Lechs in die Stadt, suchte dort mein Auto. Verwirrt und erschöpft fuhr ich heim. Panik trieb mich an, bis ich zuhause in Durach war. Mir war klar, das man mich verdächtigen würde, denn mehrere Leute haben mich zuvor in einem Lokal mit ihr zusammen gesehen. Ohne weiter nachzudenken fuhr ich zur Grenze, aber da stand die Polizei. Dachte wegen mir und drehte um. Sie müssen mir glauben, ich habe der Frau nichts getan, kannte sie vorher nicht, lernte sie übers Internet kennen.” Nun schluchzte der Befragte wieder, er schien nervlich total fertig zu sein. Lechner dankte dem Füssener Kollegen. Es passte alles für ihn zusammen und er glaubte dem Schweizer. Alles weitere würden die weiteren Ermittlungen der nächsten Tage ergeben. Nun diktierte er den Pressetext neu, informierte den Staatsanwalt, seine Frau Marianne das es heute spät würde und fuhr mit Brandner zum Hauptplatz. Sicheren Schrittes gingen sie die Treppe des historischen Rathauses hoch. Der Saal war proppenvoll und die Reporter hofften vermutlich auf einen Mord an einer Sexbessenen.
Sepps nüchterne Bilanz: Nächtliche Party eines Liebespaars mit Alkoholgenuss. Unvorsichtiges Bad mit Todesfolge im Lech. Fremdeinwirkung kann zum jetzigen Ermittlungsstadium ausgeschlossen werden. Weitere Ergebnisse folgen in den nächsten Tagen. Ein Journalist fragte nach dem Spanner: ”War das der Liebhaber der Frau?”. Sepp verneint, ”der hat mit dem Fall nichts zu tun, aber den kriegen wir auch noch”.

Peter Burger
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