Fata Morgana im Nebel

... Erlebnisse und Poesie rund um den Bodensee

Fata Morgana im Nebel

Beitragvon Peter » 02.04.2020, 11:17

Fata Morgana im Nebel

Mit der Fähre unterwegs über den See nach Meersburg starrte Egon durch dichten Nebel hinab ins Wasser, das gegen den Schiffsbug schlug. Die Lichter des Schiffes reflektieren sich in der Feuchte der Tiefe. Zwischen den Nebelschaden kurze Phasen mit weiterem Blick. War es eine Täuschung, denn plötzlich sah Egon dort parallel zur Fähre ein Segelschiff durchs Wasser gleiten. Aber es war kein Schiffsführer zu erkennen. Es schien führerlos zu sein. Immer wieder tauchte es für einen kurzen Moment aus einer milchigen Wand auf, schien immer näher zu kommen. Erregt suchte Egon den Kapitän der Fähre, fand einen Matrosen, der aber nichts gesehen hatte. Der Kapitän bediente das Nebelhorn, obwohl verwundert über diese Meldung eines Fahrgastes, denn er hatte auch nichts dergleichen gesehen. Egon dachte schon, er spinne und rieb sich die müden Augen. Eine Frau neben ihm starrte nun auch hinaus in die dichte Nebelwand und schrie plötzlich auf. Sie hatte etwas grell weißes gesehen. Eine weitere Person kam dazu und auch dieses erschrak über einen grauen Schatten in der Nähe. Der Matrose sah nichts und wunderte sich über diese seltsamen Reaktionen. Mit einer Lampe leuchtete er zum See hinab und dorthin, wo die Fahrgäste Gespenster sahen. Doch er sah nichts Ungewöhnliches. Achselzuckend wollte er gerade weggehen, als die Fähre einen Ruck machte, so als ob der Kapitän eine Vollbremsung des Schiffes eingeleitet habe. Seltsame Geräusche kamen aus dem Schiffsbauch, das Nebelhorn heulte heftig auf und die wenigen Fahrgäste an diesem Nebelabend blickten verwirrt um sich. Was war geschehen? Das Geisterschiff war verschwunden, aber tauchte plötzlich an der anderen Bordseite wieder auf, nur ganz kurz sahen die Drei das grauweiße Segel, das sich schnell von der Fähre weg bewegte und sich in der Nebelwand verlor.
Die Fähre nahm wieder Fahrt auf und als sie den Kapitän befragten, sagte dieser mit bleichem Kopf, dass vor der Fähre plötzlich ein Schiff seinen Kurs kreuzte, aber seine Instrumente nichts dergleichen angezeigt hatten. Eigentlich hätte er es rammen müssen, aber nichts dergleichen geschah. Sowas hatte er in seiner langen Berufslaufbahn auch noch nicht erlebt und war froh, als er an diesem Abend sicher in Meersburg anlandete.
Alle Nachforschungen ergaben nichts zu diesem geheimnisvollen Schiff, das wenige Personen glaubten gesehen zu haben.

Peter Burger
10.12.2016
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